Die Villa Knolle Bolle ist ein Ort, in dem Fremdbestimmung nichts zu suchen hat. Die Kinder, die hier leben, haben das Recht, selbst herauszufinden und zu entscheiden, was ihnen guttut. Nach dem Konzept von Maria Montessori werden die Kinder motiviert und angeregt, eigenständige Entscheidungen zu treffen und ihre Meinungen und Ansichten frei zu äußern. Für die jungen Bewohnerinnen der therapeutischen Heimgruppe ist diese Erfahrung oft ungewohnt. Viele Kinder haben nämlich nie erfahren, was es heißt, wertgeschätzt und gehört zu werden.
Verhaltensauffälligkeiten haben immer einen Grund
Die Kinder, die bei der Villa Knolle Bolle Hilfe suchen, haben zum Teil bereits trotz ihrer jungen Jahre Schlimmes erlebt, das selbst gestandene Erwachsene schwer traumatisieren würde. Manche Kinder kommen aus krisenhaften Familienverhältnissen, andere haben ihre Eltern verloren oder müssen traumatische Erfahrungen wie Gewalt, Missbrauch, Vernachlässigung oder Sucht verarbeiten. Einigen Kindern fällt es besonders schwer, diese Erlebnisse zu verarbeiten. Infolgedessen haben sie häufig Schwierigkeiten, mit bestimmten Situationen umzugehen und werden von der Gesellschaft als verhaltensauffällig abgestempelt. In der Villa Knolle Bolle weiß man jedoch, dass Verhaltensauffälligkeiten immer einen Grund haben. Die pädagogischen Fachkräfte helfen den Kindern dabei, die Ursache für ihre Probleme zu verstehen und Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Alles jedoch im Tempo der Kleinen.
Kinder haben ein Recht auf selbstbestimmtes Handeln
Viele Kinder, die in der Villa Knolle Bolle leben, waren in der Vergangenheit in einem Teufelskreis der Fremdbestimmung gefangen und waren Situationen und Gefühlen ausgeliefert, denen sie nichts entgegensetzen konnten. In der Villa Knolle Bolle versucht man deshalb, den Kindern zu zeigen, dass sie durchaus dazu in der Lage und berechtigt sind, eigene Entscheidungen zu treffen.
Die Besonderheiten der Montessori-Pädagogik
Die Montessori-Pädagogik beinhaltet verschiedene Elemente, die den Kindern dabei helfen, eigenständige Entscheidungen zu treffen. Dazu gehören:
Die Selbstständigkeit
Das Kind wird auf seiner Reise des Heranwachsens begleitet, aber nicht entmündigt. Statt den Kindern alle Aufgaben abzunehmen, bekommen die Kleinen Möglichkeiten gezeigt, die Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen. Das betrifft sowohl kleine Alltagsaufgaben wie den Tisch zu decken oder sich selbst anzuziehen, aber auch Entscheidungen, die das Lernen und seelische Wachsen betrifft.
Die Freiarbeit
Die Kinder dürfen in der Villa Knolle Bolle selbst entscheiden, wie, woran und mit wem sie lernen und spielen möchten. Die Fachkräfte der therapeutischen Heimgruppe beobachten und unterstützen, wo es nötig ist, und stehen den Kindern bei Fragen jederzeit zur Verfügung. Zu lernen und zu erkennen, wo die eigenen Stärken und Schwächen liegen, ist für die Kinder eine wichtige Erfahrung und hilft dabei, ein Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein zu entwickeln.
Nachhaltiges Lernen durch den „Flow“
Die Montessori-Pädagogik baut darauf auf, den Kindern einen Zustand der intensiven und hochkonzentrierten Aufmerksamkeit zu ermöglichen.
Der Umgang mit der Natur
In der Villa Knolle Bolle glaubt man an die heilenden Kräfte der Natur. Die Kinder werden dazu angeregt, mit natürlichen Materialien wie Holz zu spielen und dürfen sich regelmäßig frei in der Natur bewegen. Das Leben und der Kontakt mit der Natur helfen den Kindern dabei, in einer ruhigen und regelmäßigen Umgebung innere Prozesse wahrzunehmen und auszuhalten.
„Hilf mir, es selbst zu tun“
Grundsätzlich ist Selbstständigkeit etwas, das den Menschen von Natur aus gegeben ist. Ein Baby, das auf die Welt kommt, möchte in seiner Selbstständigkeit gefördert und unterstützt werden. Wird dem Kind diese selbstbestimmte Entwicklung verwehrt, entstehen Frustration und Verzweiflung. Das Konzept der Montessori-Pädagogik sieht vor, den Kindern alle Mittel zur Hand zu geben, die sie benötigen, um Probleme selbst zu lösen. Das betrifft nicht nur alltägliche Herausforderungen, sondern auch therapeutische Entscheidungen. In der Villa Knolle Bolle dürfen die Kinder selbst entscheiden, welche Maßnahmen und Aktivitäten ihnen guttun und was sie in welcher Situation gerade brauchen. Die Mitarbeiter der Villa Knolle Bolle stehen den Kleinen dabei jeder Zeit zur Seite, sodass die Kinder nie das Gefühl haben, alleingelassen zu werden.
Eine vorbereitete Umgebung
Vielen Kindern aus der Villa Knolle Bolle fehlte es jahrelang an Struktur. Bei allen Freiheiten, die die Montessori-Pädagogik bietet, brauchen die Kinder deshalb auch einen Rahmen, auf den sie sich verlassen können. Dazu gehören zum Beispiel ein regelmäßiger Tagesablauf oder bestimmte Verhaltensregeln, an denen sich die Kinder orientieren können. Regelmäßigkeiten und Rituale geben den Kleinen Sicherheit – ein Gefühl, das für viele neu ist.
Kinder haben ein Recht auf Rückzugsmöglichkeiten
In der Villa Knolle Bolle hat jedes Kind ein eigenes Zimmer und das Recht, sich jederzeit in die eigenen vier Wände zurückzuziehen. Dieses Recht ist ein wichtiger Bestandteil des therapeutischen Angebots. In der Vergangenheit hatten viele Kinder nämlich nicht die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, und waren bestimmten Situationen hilflos ausgeliefert. Braucht ein Kind in der Villa Knolle Bolle Zeit für sich, wird ihm diese ohne Diskussion gewährt. Bei Bedarf haben die Kinder die Möglichkeit, jederzeit mit den Fachkräften über ihre Gefühle und Beweggründe zu sprechen – allerdings nur, wenn sie selbst das möchten.
Die eigenen Stärken und Schwächen kennen und schätzen lernen
Wer jahrelang traumatisierenden Situationen ausgeliefert ist, vergisst oder lernt nie, dass er selbst einen Wert hat. Die Villa Knolle Bolle setzt alles daran, ihren Schützlingen Wertschätzung und Liebe entgegenzubringen. Das Konzept der therapeutischen Heimgruppe beinhaltet verschiedene Angebote und Aktivitäten, die den Kindern dabei helfen, ihre eigenen Stärken kennenzulernen und zu entfalten. So bietet die Villa Knolle Bolle zum Beispiel verschiedene Möglichkeiten, sich künstlerisch oder musikalisch auszuleben. Darüber hinaus stehen auch theaterpädagogische Angebote oder tiergestützte Therapien zur Auswahl.
Kombiniert wird das therapeutische Konzept mit verschiedenen Ausflügen und Aktivitäten, wie zum Beispiel Fahrradtouren, Geländespielen, Schnitzeljagden oder Wanderungen. Diese Erlebnisse schweißen die Kinder zusammen und zeigen ihnen, dass sie einen wertvollen Platz in der Gesellschaft einnehmen. Dazu gehört auch, zu erkennen, wo die eigenen Schwächen liegen, und diese anzunehmen, ohne sich dadurch selbst herabzusetzen.







